Mit Liraglutid, einem blutzuckersenkenden Wirkstoff, der bereits seit 2009 erfolgreich in der Diabetestherapie eingesetzt wird, geht Abnehmen leichter und schneller. Es wurde daher besonders bei übergewichtigen Diabetikern mit großem Erfolg eingesetzt.
Doch auch Nicht-Diabetikern kann dieses Medikament helfen abzunehmen. In einer für die Zulassung maßgeblichen Studie konnte eine zum Teil deutliche Gewichtsreduktion durch Verabreichung des Medikaments gezeigt werden. Vor allem das gefährliche viszerale Fett (Bauchfett) wurde deutlich reduziert. Der Hersteller beantragte daraufhin eine EU-weite Zulassungserweiterung, um das Präparat zukünftig im Rahmen von Übergewichtsbekämpfung einzusetzen. Diese Zulassung wurde 2015 erteilt. Seither ist das Medikament in bestimmten Fällen zur Gewichtsreduktion verschreibbar, wird allerdings nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
Liraglutid ist ein sogenannter Glukagon-Like-Peptide-1-(GLP-1)-Agonist. Es ist vereinfacht gesprochen der Nachbau des körpereigenen Hormons Inkretin, welches blutzuckersenkende Eigenschaften aufweist und das raschere Gefühl der Sättigung vermittelt.
Bei gesunden adipösen Probanden wurde in der Studie das Medikament einmal täglich in langsamen Dosissteigerungen bis 3,0 Milligramm gespritzt.
Wissenschaftlich nachgewiesene Vorteile:
HbA1c (Langzeitzucker) Senkung
Verzögerte Magen- Darm Entleerung
Längeres Sättigungsgefühl
Appetithemmend
Gewichtsreduktion
Risikosenkung bzgl. Herzinfarkt, Schlaganfall, diabetische Nierenerkrankung
Diese Therapie ist zugelassen für Patientinnen und Patienten ab einem BMI 30 oder ab BMI 27 mit zumindest einem gewichtsverbundenem Gesundheitsproblem wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, erhöhte Blutfettwerte, Atemprobleme im Schlaf oder Prädiabetes bzw. Insulinresistenz.
Link BMI-Rechner: BMI Rechner – Body Mass Index online berechnen | Tabelle (bmi-rechner.at)
Infolge der verzögerten Magenentleerung (längeres Sättigungsgefühl) kann es insbesondere während der Anfangsphase zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Völlegefühl kommen. In seltenen Fällen kann es zur Bildung von Gallensteinen oder sehr selten zu Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) kommen.
Bei Fällen von Schilddrüsenkrebs oder einer genetischen Erkrankung namens MEN2 in der Familie oder beim Patienten selbst darf es nicht eingesetzt werden.
Nebenwirkungen treten auch bei adipösen Patienten fast regelmäßig auf. Der Wunsch, Gewicht zu verlieren, erhöht allerdings deren Akzeptanz. Erst recht, wenn man den Anwendern in Aussicht stellen kann, dass die Nebenwirkungen im Verlauf deutlich abnehmen oder sogar ganz verschwinden. Viele meiner Diabetespatienten, die Liraglutid zur Behandlung einsetzen, berichten mir hocherfreut, dass ihre Gedanken deutlich weniger um das Thema Essen kreisen. Diese Beobachtung konnte ich auch bei Menschen mit Adipositas beobachten, die in meiner Praxis zur Behandlung ein ähnlich wirkendes Medikament erhalten haben.
Mittels Pen spritzen Sie sich das Mittel selbst einmal täglich in das Bauchfettgewebe. Die Einschulung erfolgt bei mir.
Des Weiteren sollten Sie diätetische und sportliche Maßnahmen umsetzen, die die gesundheitsfördernde Wirkung des Hormons unterstützen. In erster Linie empfehle ich Ihnen eine Ernährungsumstellung auf die „grüne mediterrane Kost“ sowie regelmäßige sportliche Betätigung (3 bis 4 Mal pro Woche zumindest 30 Minuten Ausdauersport oder spezielle Gymnastikprogramme zum Ankurbeln der Fettverbrennung, dazu gibt es zum Beispiel tolle Videos gratis auf youtube).
Die Therapie ist privat zu tragen, da die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen.
Manche private Versicherungen refundieren einen Teil der Kosten.
Ja, das ist richtig. Ende 2021 wurde die EU-weite Zulassung für den Wirkstoff Semaglutid erteilt. Das Medikament darf seither auch zur Gewichtsreduktion bei Nichtdiabetikern eingesetzt werden. Vorteile sind die nur 1 x wöchentliche Verabreichung sowie der deutlichere Effekt bei der Gewichtsabnahme.
In den USA ist das Medikament schon etwas länger zugelassen und regelmäßig ausverkauft, sodass der Hersteller mit der Nachproduktion nicht nachkommt. Derzeit ist es daher auch in Österreich noch nicht verlässlich verfügbar. Sobald sich bezüglich der Verfügbarkeit die Situation bessert, informiere ich meine Patienten natürlich umgehend.